Bedienung von Windows 10:   History



Eine kurze Reise durch die Zeit der Windows-Entwicklung

Meine PC-Karriere startete Ende der Siebziger mit den Commodore-Rechnern mit BASIC von MS, gefolgt vom IBM-PC mit BASIC von MS, später mit DOS von MS. Nach einem frühen Kontakt mit Windows/286 (2.1) Ende der Achziger war Windows 3.0 aus dem Jahr 1990 das erste Windows, mit dem ich ernsthaft arbeiten konnte; es lief unter DOS. Damals gab es noch dicke Betriebsanleitungen.

Inzwischen habe ich die ganze Entwicklung von 3.0, 3.1, 3.11, Windows 95, 95B, 95C, 98, 98SE, Me, 2000, XP, Vista, 7, 8, 8.1 und 10 durchleben dürfen. Die fett gedruckten Versionen erschienen mir besonders stabil und "rund". Und dabei ist W10 bereits mit aufgeführt, obwohl diese Version (noch/dauerhaft) in steter Entwickung ist.

Praktisch bei jedem Umstieg auf eine neue Version war Windows schlauer geworden mit der Folge, dass sich die Bedienung (wieder mal) geändert hatte. Das war manchmal schon nervig gewesen, zumal die beigelegten Dokumentationen jedesmal spärlicher im Umfang waren. Bei Windows 3.0 waren es noch über 300 Seiten Dokumentation, bei Windows 3.11 nur noch halb so viel, bei Windows 8.0 nur noch mickrige 150 Worte auf einem Zettel (siehe rechts). Und bei Windows 10 gibt es praktisch gar nichts mehr.

Da musste der Büchermarkt helfen. Bis Windows 7 klappte das auch ganz gut, denn jede Windows-Version war mehrere Jahre lang am Markt, bis sie vom Nachfolger abgelöst wurde. Zeit genug fur die Autoren, Windows zu testen und zu beschreiben.

Das änderte sich Ende 2012 mit dem Erscheinen von Windows 8. Das wurde nämlich bereits ein Jahr später durch Version 8.1 ersetzt, die deutlich anders bedient werden musste. Und bereits ein halbes Jahr danach erschien Windows 8.1.1 mit wieder geänderten Bedienmöglichkeiten.

Forciert durch die desaströse Akzeptanz von Windows 8.x wurde bereits ein Jahr nach Erscheinen von Windows 8.1.2 die erste Version von Windows 10 Mitte 2015 veröffentlicht und in den Markt gedrückt. Weitere Funktionsupdates folgen derzeit im Halbjahrestakt.

Okt2012 8Erstauslieferung
Okt2013 8.1Windows Blue
Apr2014 8.1(.1)Update 1
Aug2014 8.1(.2)August-Update
Jul2015 10 1507Release to Manufacturing (RTM) /Threshold 1
Nov2015 10 1511November Update / Threshold 2
Jul2016 10 1607Anniversary Update / Redstone 1
Mrz2017 10 1703Creators Update / Redstone 2
Sep2017 10 1709Fall Creators Update / Redstone 3
Mrz2018 10 1803Spring Creators Update / Redstone 4
Sep2018 10 1809October 2018 Update / Redstone 5
Mrz2018 10 1903May 2019 Update / 19H1
Sep2018 10 1909November 2019 Update / 19H2

Siehe auch http://www.winhistory.de/
                    https://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Windows_8     https://de.wikipedia.org/wiki/Microsoft_Windows_10


Suchet und Ihr werdet finden ...

Damit war die Herstellung ordentlicher seriöser Handbücher für freie Autoren und für MS selbst nicht mehr attraktiv/wirtschaftlich. Es wurde die Zeit der PC-Zeitschriften und des Internets. In beiden sind aber immer nur "Brocken" zu finden; man wird zum Puzzle-Spieler. Und für Internet-Suchmaschienen gilt: Wehe, die Frage ist unpräzise oder der Fachbegriff ist schwammig/unbekannt.

MS setzt vermehrt auf die Suchfunktion in Windows mit/ohne Cortana. Das ist einleuchtend, zumal derzeit die "Aufrufverortung" einzelner Dienste/Einstellungsmenüs nicht stabil ist. Die Suchfunktion kommt aber auch leicht an ihre Grenzen. Zwei Beispiele mögen das illustrieren:

Unter Windows 7 konnte man zwei recht praktische Icons auf dem Desktop verankern "Computer" und "Netzwwerk". Die sind aber unter Windows 10 ausgeblendet. Wo findet man die zugehörigen Einstellungsmöglichkeiten? Wie lautet ggf. der entsprechende Suchbegriff?

Hat das Notebook eine Kamera? Dann sollte man die deaktivieren. Aber nicht immer! Wie lautet der zielführende Suchbegriff? Wie erlaubt man bestimmten Apps trotzdem den Zugriff?

In manchen PC-Zeitschriftsartikeln wird daher nicht mehr beschrieben, wo eine Funktion aufrufbar ist, sondern wie das richtige Suchwort lautet.


Irrungen und Wirrungen bei der Windows-Entwicklung

Bis Windows 7 war die MS-Welt vermutlich noch in Ordnung. Aber insbesondere der kommerzielle Erfolg der Android-Tablets und -Smartphones hatte MS wohl unter Zugzwang bezüglich des Nachfolgers gebracht. Die große Herausforderung bei der Entwicklung der Benutzeroberfläche von Windows 8 war daher wohl die Integration dreier Bedienkonzepte in einem System:
 - Tastatur mit Maus,
 - Tastatur mit Touchpad,
 - Tabletbedienung mittels Fingersteuerung/Stifteingabe.
Inzwischen vielfältig verfügbare touchfähige Notebooks/Ultrabooks/Convertibles/Tablets zeigen den Bedarf an dieser Technik.

Um Parallelentwicklungsarbeit zu sparen. sollte ein Windows die drei Bedienkonzepte auf (mindestens) drei Geräteklassen unterstüten:
 - Desktop-PC,
 - Notebook/Tablet,
 - Smartphone.
Das ist sehr ambitioniert.

Die ursprünglich wohl für Windows-Phone gedachte "Metro"-Oberfläche von Windows (viele kleine Kacheln, von MS später in Modern UserInterface / MUI umbenannt) hatte damals zu reger Diskussion in den einschlägigen Medien geführt, zumal MS selbst mit hilfreichen Informationen eher geizig gewesen war und parallel zum desktopfähigen Windows 8 für x86/x64-Prozessoren ein desktoploses Windows RT 8 für ARM-Prozessoren veröffentlicht hatte. Beide Systeme lassen sich praktisch gleichartig bedienen, aber auf RT können keine x86/x64-Programme laufen (also keine der für frühere Windowsversionen geschriebenen Anwendungen!!).

Bis Windows 7 nahm der Desktop immer den ganzen Bildschirm ein. Auf ihm spielte sich das gesamte Windowsleben ab; d.h. dort liefen alle Programme in Fenstern oder im Vollbild und dort waren alle Programm­verknüpfungen direkt abgelegt, in der Taskleiste verankert oder in Ordnerstrukturen abgelegt, wie z.B. im Startmenü oder in der Schnellstartleiste (Quick Launch). Spätestens, wenn eine Anwendung im Vollbildmodus lief, war die mehr oder weniger kunstvolle Programmverknüpfungsanordnung verdeckt.

Ab Windows 8 hat MS den Desktop daher von den Programmverknüpfungen befreit und diese in die Startseite und die App-Ansicht ausgelagert. Gleichzeitig wurde ein neuer Programmtyp kreiert, der "außerhalb" des Desktops dargestellt wird, oder "neben" ihm. Windows 8 bietet also drei Vollbild-Bildschirmdarstellungen zur Arbeit an, erstens den klassischen Desktop-Bildschirm, in dem "Desktop-Apps" laufen, zweitens den Kachel-Bildschirm, in dem "Kachel-Apps" laufen und drittens den Link-Bildschirm für die Programmaufrufe der Startseite und der App-Ansicht (der Link-Bildschirm ist als virtueller Bildschirm deutlich größer als der physikalisch vorhandene). Siehe hierzu auch Bedienung von Windows 8.1.

Im PC-Bereich gab es im wesentlichen zwei Sorten von Usern, die Windows-Leute mit jeder Menge Desktopanwendungen und die anderen. Wenn die Windows-Leute ein Tablet wollten, dann sollte es folglich "echtes Windows" können, andernfalls hättem sie sich am Markt voller iOS- und Android-Tablets bedienen können. Damit hätte klar sein können, dass Windows RT keine großen Marktchancen haben würde.

Aber auch das "echte Windows" hatte viele (die meisten) Windows-User verprellt. Waren sie doch ausschließlich Desktopanwendungen gewohnt. Und ausgerechnet der Desktop spiele nun nur noch eine untergeordnete, teils versteckte Rolle.

MS hatte daher viel Prügel bezogen und hat sehr schnell reagieren müssen. Mit den beiden Updates 8.1 (Oktober 2013) und 8.1.1 (April 2014) kam MS den Desktop-Anwendern und Mäuse-Schubsern entgegen, mit der Folge, dass der Desktop von Windows 8.1.1 praktisch wie der in Windows 7 bedienbar blieb, ohne dass die eigentlich schönen neuen Möglichkeiten verloren gehen mussten. Aber damit war die eben eingeführte strikte Trennung in Programm-Bildschirme (Desktop- und Kachel-Bildschirm) und Link-Bildschirme (Startseite und App-Ansicht) wieder aufgehoben. Die geschah teils fließend, teils komplett.

Und ab Windows 10 (Juli 2015) wurde der Desktop wieder zur alleinigen "Zentrale" von Windows (und das sogar als Desktop mit mehreren "Ebenen", virtuellem Desktop). Siehe hierzu auch Bedienung von Windows 10.

Konsequenterweise gibt es in Windows 10 keine (kastrierte) RT-Variante mehr. Auf dem Markt sind genügend viele Tablets mit (echtem) Windows im Angebot. Das MUI mit den Kacheln hat also seine Daseinsberechtigung behalten, obwohl seit Sommer 2017 offensichtlich auch keine Windows-Phones mehr produziert werden. Hier scheint die Übermacht des Android/iPhone-Lagers durchgeschlagen zu haben.

Es gibt (auch) bei MS den Trend, Produkte beim Kunden "reifen" zu lassen. Ein System wie Windows ist so komplex, dass es stets Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Früher wurden Verbesserungen/Erweiterungen ab und zu in Servicepacks veröffentlicht. Ab Windows 10 geschieht dies b.a.W. in halbjährlichen Funktionsupdates.


Der Support für Windows 7 hat laut MS im Januar 2020 geendet. Da anschließend keine Wartung dieses Betriebssystems mehr erfolgt, sind die Anwender gezwungen, auf Nachfolgebetriebssysteme umzusteigen. Und da MS aus dem Debakel mit W8 gelernt hat und mit W10 eine Symbiose aus W7 und W8 hervorgebracht hat, ist klar, dass ein Umstieg nur zu Windows 10 sinnvoll ist. Ausserdem kann man davon ausgehen, dass MS das Betriebssystem mit jeder neuen Version spürbar verbessert (abgesehen von dem Ausrutscher W8). Dabei ist zu unterscheiden zwischen innerer Verbesserung, also Stabilität und Sicherheit, und äusserer Verbesserung, also Bedienungskonzept und Menüführung.

Gut, dass die Bedienungs-Unterschiede zwischen W7 und W10 eher optisch hervortreten, denn logisch. Knackpunkt für die alltägliche Arbeit ist immer das jeweilige Startmenü.

In W7 ist das "Startmenü" zweispaltig: "Schnellstartspalte" und "Menüspalte". Die beiden sind auch im "Menü Start" von W10 vorhanden, nur in umgekehrter Reihenfolge und natürlich mit anderem Namen: "Hamburger-Menü" und "App-Liste". Hinzu kommt in W10 eine dritte "Spalte", die "Startseite", die der W8-Kachelansicht entspricht.

In W10 gibt es aber "überbordende" Konfigurationsmöglichkeiten für das Menü Start, die Taskleiste und die "Akzentuierung" des Desktops. Da ist es beruhigend, dass in W7 und W10 Programmaufrufe/Programmicons u.a. direkt auf dem Desktop und/oder in der Taskleiste untergebracht sein können. In der praktischen Arbeit ist das Startmenü für die meisten Anwender verzichtbar, es wird eigentlich nur zum initialen Verwalten aller häufig gebrauchten Programmicons und zum gelegentlichen Starten selten gebrauchter Programme benötigt.

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Dietrich Tilp  |  10.02.2020