Aus der
Winnender Zeitung
vom 13.10.99:

Tüfteln im Team brachte ihm Pluspunkte

Martin Trautmann vom LGW gewann den Bundeswettbewerb Informatik samt Sonderpreis und Stipendium

Könnten Sie mal eben Datenstrukturen für Boolesche Funktionen zusammenstellen? Nein? Dann lassen Sie einen Jungen ran: Martin Trautmann, 18 Jahre alt, kann so etwas. Er hat einen der sieben ersten Preise und einen Sonderpreis für kreative Ideen beim 17. Bundeswettbewerb für Informatik erhalten.


Dietrich Tilp (links) freut sich mit Martin Trautmann
über den Bundespreis Informatik, das Lessing-Gymnasium
gratulierte ebenfalls und belohnte den Sieger mit einem Buch.
Bild: Pavlovic

Martin Trautmann wirkt glücklich und bescheiden, wie er in Oberstudiendirektor Schweickhardts Zimmer im Lessing-Gymnasium sitzt, behütet zur Rechten vom stellvertretenden GBG-Schulleiter Dietrich Tilp, bewacht zut Linken von Schweickhardts Pudel Chanel. Ein Blonder mit sympathischen blauen Strahle-Augen, der bewiesen hat, dass er Wissen mit Strategie und Visionen zusammenbringen kann. Wichtiger noch: Er tauscht seine Ideen erfolgreich mit anderen aus, im Fachjargon kurz ,,interagieren“ genannt. Seine Generation legt den Typus „vereinsamter Computer-Freak mit fettigen Haaren“ ad acta.

Ausgeschrieben und finanziert haben den Bundeswettbewerb Informatik das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Gesellschaft für Informatik e. V. und das GMD-Forschungszentrum Informationstechnik. 1000 Teilnehmer gingen an den Start, kniffelten zu Hause an den Aufgaben. Trautmann: „Sie waren relativ einfach, auf Schulniveau — nach zwei Jahren Unterricht konnte man da gut mitmachen.“

Mit links gelangen sie dem Physik-Leistungskursler, der vor zwei Jahren zum ersten Mal die Informatik-AG von Dietrich Tilp am GBG besuchte. Seitdem geht er „im GBG regelmäßig ein und aus“, so der Lessing-Gymnasiast. Die zweite Runde verlangte von den Teilnehmern schon mehr Einsatz: Zu drei Aufgaben musste jeweils ein Programm geschrieben werden.

Die dritte Runde: Nur noch 28 Teilnehmer, allesamt männlichen Geschlechts, waren weitergekommen. Sie reisten nach Frankfurt ins Rechenzentrum des Sponsors „Deutsche Bank“. Dort galt es, in Gruppenarbeit an zwei Tagen Aufgaben zu lösen und die Ergebnisse zu präsentieren. Zudem führte jeder Teilnehmer zwei Gespräche mit den Juroren. „Darin ging‘s erst um meine Interessen, dann darum, wie ich Probleme löse, über die ich vorher nichts wusste“, erläutert Trautmann. Und Tilp, der mit ihm nach Frankfurt reisen durfte. hakt ein: Querdenken und Teamwork waren gefragt. Informatiker sind in mehrfacher Hinsicht gefordert.“ Die Jury bestätigte seine Beobachtungen: ,,Gruppenarbeit ist gefragt. Alles, was einer allein lösen kann, ist schon gelöst.“

Mit Programmieren direkt hatte die Gruppenarbeit also nichts mehr zu tun, sondern mit Logik: „Der Pentium-Fehler —so was muss doch nicht sein!“ lautete die Überschrift zum Aufgabenkomplex, in dem eine Testmethode hergeleitet werden sollte — eben mit der oben erwähnten Booleschen Funktion. Wie Datenbank-Einträge anonymisiert und so vor Missbrauch geschützt werden können, war ein weiteres Problem.

„Die Stimmung war fair, wir waren aufeinander angewiesen und haben freundschaftlich zusammengearbeitet“, berichtet Trautmann. „Ich musste lernen, mich einzubringen und gleichzeitig zurückzuhalten. Hat mir viel Spaß gemacht!“

Martin Trautmann war schon einmal Regionalsieger bei „jugend forscht“, doch nun hat er durch den Bundessieg die höheren Informatik-Weihen empfangen. Allein das Preisgeld in Höhe von 1750 Mark lassen die Sachpreise von „jugend forscht“ läppisch erscheinen. Das Wichtigste am Sieg ist jedoch die automatische Aufnahme in die „Studienstiftung des Deutschen Volkes“. Das heißt: Ein Stipendium ist Trautmann bis zum dritten Semester seines kommenden Studiums sicher.

Studieren will der 18-Jährige entweder Technische Kybernetik oder Informatik. Bis es so weit ist, will Trautmann eine Seminararbeit erstellen, mit der er wieder bei „jugend forscht“ teilnimmt. Wenn alles glatt geht, könnte diese mit Note unter „besondere Lernleistung“ auch in seinem Zeugnis stehen. Ach ja, nebenher fürs Abi büffeln sollte er auch noch, und ein bisschen Leichtathletik sporteln, „zum Ausgleich“. Und wenn‘s mal in der Schule bei der EDV klemmt, eilt er auch heran und behebt das Problem. Das ist eben die neue Generation.

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