Aus der
Winnender Zeitung
vom 22.05.2000:

Mit einem Haufen Müll auf den ersten Platz

Acht Teams aus Baden-Württemberg bei „Jugend forscht“ - Sieben Preise für Nachwuchswissenschaftler

Paderborn - Acht Teams aus Baden-Württemberg haben es bis zum Bundesfinale von „Jugend forscht“ geschafft. Die kreativen Weltverbesserer, Umweltschützer, Tüftler und Computerfreaks überzeugten die Jury.

VON KATHRIN HAASIS, zurzeit Paderborn

Die Jury kommt! Ariane Sinn schiebt den Laptop zurecht, Lars Leiner wischt Staub, Hannah Markwig blättert in den Ordnern. „Sie müssen uns überzeugen“, hat der Professor gesagt. Überlebensstrategien des Efeu haben die 19-jährigen Mannheimerinnen und ihr 20 Jahre alter Kollege für den „Jugend forscht“-Wettbewerb untersucht. Ihre These: Bei Regen geht dem Efeu kein Tropfen verloren, weil jeder von Blatt zu Blatt geleitet wird, bis alle beim Stamm landen. Hannah spricht leise, der Professor runzelt die Stirn. „Wie viele Blätter haben Sie geschnitten?“, fragt er. Ariane, hastig: „Hunderte; sehen Sie, hier die Liste.“ Lars hat rote Flecken im Gesicht. Die Juroren bohren tief mit ihren Fragen. Am Ende setzen sie die Biologen auf den vierten Platz.

Die Luft ist stickig, aufgeregt wuseln die Jungforscher durch die Halle in Paderborn, es wird geschwätzt, verglichen und vor allem auf die Jury gewartet. Jede Gruppe hat einen rund einen Meter breiten Stand für die Präsentation der Projekte bekommen. Sie sind voll gestopft mit Computern, Bildschirmen, komplizierten Versuchsaufbauten oder Werkzeugen. An den Wänden hängen ausgeklügelte Tabellen, Grafiken und Bilder mit den Forschungsergebnissen.

Joachim Renz sitzt allein am Ende der Reihe, lächelt, schaut sich schüchtern um. Einen Haufen Müll hat der 20-Jährige neben sich aufgebaut. Sperrholz, Öldosen, Flaschendeckel, alte Ventile. Damit produziert er Strom. Sonnenstrahlen heizen die Dosen auf, die darin erwärmte Luft strömt über Schläuche heraus und treibt ein Wasserrad an, an dem ein Generator angeschlossen ist. Joachim ist ein Weltverbesserer. In der Zeitung hat er über ein Wasserkraftwerk in der Dritten Welt gelesen, das Europäer gebaut haben und die Einheimischen nicht reparieren können. „Das ist nicht die richtige Entwicklungshilfe“ ,findet er, „die muss beim kleinen Mann ansetzen.“ Dazu wolle er ein bisschen beitragen, sagt der Sigmaringer bescheiden. Und dafür hat er im Bereich Physik den ersten Preis bekommen.

Der Umweltschutz treibt Tobias Zimmermann aus Riedlingen an. Wohin nur mit den vielen Plastikflaschen? Der 17-jährige Chemiefan hat seinen Experimentierkasten befragt. Die Antwort: Der Kunststoffabfall lässt sich mit anderen Stoffen so vermischen, dass das neue Produkt vom Kompost entsorgt wird. Die Jury belohnte ihn mit dem vierten Platz in der Chemie. Tobias will nun bei großen Firmen vorstellig werden. Jochen Spruck aus Mögglingen hat gleich ein Patent angemeldet. Der 21-Jährige hat einen TV-Werbefilter entwickelt. Beim Aufnehmen von Filmen schaltet der Recorder in den Werbepausen ab. Seine Idee werde er bestimmt los, „Werbung nervt doch jeden.“ Ein vierter Platz in der Technik.

Wegen Karsten Winkler, Christian Büttner und Tobias Knecht müssen Schulbücher umgeschrieben werden. Die rastabelockten Jungs im Alter von 18 und 20 Jahren haben das Skateboard mit dem Labor vertauscht. Sie sind auf eine neue Schleiftechnik für Glas gekommen. „In der Firma haben sie es nicht verstanden, dass Lehrlinge etwas erfinden, wofür Professoren Jahre brauchen“, sagt Christian. Bei den Physikern wurden sie Dritte.

Heubodenbrand-Frühwarnsystem heißt die Erfindung von Nico Zimmermann, Wenzel Mai und Matthias Fehrenbach, Feuerwehrmänner in ihrer Freizeit. Die 17 und 18 Jahre alten Kommunikationselektroniklehrlinge aus Waldkirch wollten damit den Bauern das Leben erleichtern. Im Bereich Arbeitswelt sind sie Fünfter geworden.

Jan Theofel (20) aus Magstadt und die 19-jährigen Manuel Moser und Martin Trautmann aus Winnenden wollen kein Geld verdienen. Ihre Idee, ein Programm zum Herstellen von Animationsfilmen, ist umsonst im Internet zu haben. Dort wird es mit vereinter Rechnerkapazität weiterentwickelt. Der Jury war der Einfall einen dritten Platz im Gebiet Mathematik/Informatik wert. Daniel Heyes und Jochen Deibele gingen leer aus. Die 20- Jährigen aus Bad Uberkingen haben ein Simulations-Programm entworfen, mit dem sie exakt bestimmen können, wo der von einem Spiegel reflektierte Sonnenstrahl im Gelände auftrifft.

Anmerkung der Online-AG:
Manuel Moser und Martin Trautmann sind Abiturienten am Georg-Büchner-Gymnasium bzw. Lessing-Gymnasium

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