Aus der
Winnender Zeitung
vom 29.03.2000:

Per U-Bahn durchs fliegende Klassenzimmer

Für die ausgezeichneten Jung-Forscher Jan Theofel, Manuel Moser und Martin Trautmann dank AniTMT kein Problem

AniTMT - eine flexible Anwendung zum Erstellen fotorealistischer Filme und deren Berechnung in Netzwerken. Jan Theofel aus Magstadt, Manuel Moser vom Büchner- und Martin Trautmann vom Lessing-Gymnasium gehen damit zum Bundeswettbewerb „Jugend forscht“. Landessieger sind sie schon.

Mit Computeranimation beschäftigen sich Manuel Moser und Martin Trautmann (rechts).
Gemeinsam mit dem Dritten im Bunde, Jan Theofel aus Magstadt, gehen sie
Anfang Mai zum Bundeswettbewerb „Jugend forscht“.
Bild: Habermann

Wer bis hierher gelangt und trotzdem noch neugierig ist, hat zwei Möglichkeiten: entweder weiterlesen oder gleich ab ins Internet. Dort finden Fachleute und Freaks ausführlich, anschaulich - und vor allem richtig in ihrer Fachsprache, was die angehenden Abiturienten T(heofel), M(oser), T(rautmann) zu ihrem Projekt mitzuteilen haben. Die Adresse: www.aniTMT.de.

Alle andern können daran teilhaben, was dabei herauskommt, wenn ein von der Materie chemisch reiner Mensch sich von Berufes wegen daran gibt, dieselbe so zu vermitteln, dass möglichst viele ebenso Ahnungslose wenigstens eine Ahnung davon bekommen, und sei sie auch nur leise.

Alsdann! Lasset uns zugreifen auf die Kurzfassung der eingereichten Arbeiten zum 35. Landeswettbewerb, Bereich Mathematik/Informatik: „Ziel unserer Arbeit ist es, ein computerbasiertes Animationssystem zu entwickeln, das sowohl als einzelnes Programm einsetzbar ist, als auch eine mächtige Basis für neue Animationssoftware darstellt. Es ist auf allen gängigen Systemen lauffähig und als freie Software für jedermann erhältlich.“

Weiter: „Grundlage ist der professionelle aber kostenlose Raytracer POV-Ray, der durch fotorealistische Bilder beeindruckt. Dieses aufwendige Verfahren zur Erstellung räumlicher Bilder benötigt unheimlich viel Rechenleistung. Daher besitzt unser System eine Möglichkeit, ein komplettes Netzwerk zur Berechnung der Animationen heranzuziehen.“ Schließlich: „Bei der Erstellung der Animation können Werte, Vektoren und ganze Objekte verändert werden. Dabei kann der Anwender frei entscheiden, welche Angaben er festlegen und welche er berechnen lassen will. Besonders gut kann man damit beispielsweise Flugbahnen definieren.“ Alles klar. Oder?

Ein Beispiel: Man nehme die Abbildung eines Doppeldecker-Flugzeugs und eine Umgebungsszenerie; keine Fotos, sondern vom Computer geschaffene - fotorealistische - Darstellungen. Unbewegt. Standbilder. Schön. Aber bewegt wäre noch schöner. Eine Aufgabe für Programmierer. Viele hätten daran lange zu arbeiten, den Flieger durch die Landschaft düsen zu lassen. AniTMT macht‘s einfacher, schneller, automatisch.

Weil das Programm netzwerkfähig ist, können selbst anspruchsvollere Animationen auch mit gängigen 2000-Mark-PCs bewerkstelligt werden. Das Demo-Filmchen mit dem durch die Landschaft kurvenden Doppeldecker dauert 40 Sekunden. Errechnet wurde es von 15 PCs an einem Wochenende. Die Software AniTMT managte die Prozedur und teilte jedem Einzel-PC seine Rechenaufgabe(n) zu. Was mit ihrem Programm möglich ist, können Theofel, Moser und Trautmann an verschiedenen Beispielen zeigen. Außer dem Doppeldecker (40 Sekunden, Datenmenge etwa eine halbe CD) führen sie auch eine Schachszene vor: das „Nordische Gambit“ (10 Sekunden, Datenmenge etwa eine Achtel-CD) oder ein - natürlich genauso computergeschaffener - Roboter, der seinen Greifarm benutzt... und das Ganze auf Wunsch sogar auch aus der Sicht einer um ihn kreisenden virtuellen Kamera.

Dagegen sind Objekte, wenn zum Beispiel das „Jugend-forscht-Logo“ auf dem Bildschirm rotiert, „ganz einfache Sachen“. Den richtigen Kick versprechen reizvollere Aufgaben: Mit der U-Bahn durchs fliegende Klassenzimmer zu rauschen... für Theofel, Moser, Trautmann mit AniTMT wär‘s „kein Problem“.

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